Neunburg, 15. Dezember, 2019 – Johanna Hultgren lässt die Titelträume der Schweizer Gastgeberinnen jäh platzen und sichert dem Goliath des Frauen-Unihockeys den siebten itel in Folge und neunten insgesamt.

Auch das grosse Finale der IFF Women’s World Floorball Championships in der Patinoires du Littoral war ein wahrer Thriller – ganz nach dem Geschmack eines Hitchcock-Fans. Die Schweizerinnen konnten wie bereits im Halbfinale eine Verlängerung erzwingen, erlagen dann aber doch.

Im Spiel um Bronze sichert sich mit Finnland auch der zweite skandinavische Vertreter in der Overtime den Sieg und damit Edelmetall. Deutschland und Polen gewinnen zudem ihre Klassierungsspiele und beenden die Weltmeisterschaft auf dem 7., beziehungsweise 5. Rang.

Patinoires du Littoral:

16.30: Schweden – Schweiz 3:2 n.V. (Finale)

Schweden gegen die Schweiz. Dieses Duell hat in den letzten Jahren besonders Würze erhalten. Die Skandinavier setzten sich in den letzten Jahren über die ganze Bandbreite der Sportarten regelmässig gegen die Schweiz durch: Fussball, Eishockey und Curling. Deshalb wollten die Schweizerinnen nun alles wieder gut machen und die Schwedinnen vor einem erneuten Erfolg der Skandinavier auf Schweizer Boden abhalten.

Und alles schien nach Plan zu laufen für die Schweizerinnen. Denn nach nur gerade 72 Minuten schob Margrit Scheidegger schon ein. Ein unglaublicher Schock für den amtierenden Weltmeister. Sollte das der Anfang eines traumhaften Abend für die Schweizer Sportlerseele werden? Eine schien etwas gegen diesen Gedanken zu haben: Moa Gustafsson. Der Youngster erwischte Routinier Seraina Ulber glücklich am Fuss mit dem Ball, sodass dieser unhaltbar für Torhüterin Lara Heini abgelenkt wurde. So stand es nach einem Drittel 1:1.

Der Stolz der torverwöhnten Schwedinnen schien irgendwie angekratzt. Der Rekordweltmeister warf nun alles nach vorne. Und es war wiederum Moa Gustafsson, die die überragende Lara Heini zu bezwingen vermochte. Die schwedischen Stürmerinnen holten also die erstmalige Führung des Spiels und schienen Blut geleckt zu haben. Doch der Rekordweltmeister konnte nicht zur Kür einladen, wie das in vorherigen Spielen der Fall war. Der Grund dafür: Lara Heini zwischen den Pfosten der Schweizerinnen. Heini setzte zum Spiel ihres Lebens ein. Alles wehrte die Schweizer Schlussfrau ab – manchmal auch ein wenig mit dem Glück des Tüchtigen, denn auch nach langem Video-Studium konnte ein vermeintlicher Treffer der Schwedinnen nicht bestätigt werden. Es blieb deshalb bis zur zweiten Pause beim 2:1 für die Skandinavierinnen.

Doch die Schweizerinnen waren nun gefordert. Wenn sie am Traum von Gold auf heimischem Boden doch noch festhalten wollten, dann musste dringend der Ausgleich her. Doch dieser liess auf sich warten. Zu stark war die schwedische Abwehr – und natürlich Torfrau Amanda Hill. Heini musste deshalb in den letzten Minuten wieder einer sechsten Feldspielerin Platz machen. Die Schweizerinnen warfen wie im Halbfinale noch einmal alles in den Ring; “alles oder Silber” schien das Motto. Und dann blieben alle Schweizer Herzen plötzlich acht Sekunden vor der Schlusssirene stehen. Denn Corin Rüttimann hämmerte den Ball einfach rein. Ausgerechnet Rüttimann, die mit diesem Treffer nicht nur einen neuen Torschützenrekord aufstellte, sondern die Schweizerinnen noch einmal von Gold träumen liess. Die Halle bebte. Es gab kein Halten mehr. Es wirkte wie ein Déjà-vu – würde die Schweiz auch dieses Spiel in der Overtime drehen?

Doch die neu aufgeflammten Hoffnungen sollten nicht lange andauern. Denn nach der Pause überraschte Hultgren die Schweizer Defensive und krönte die Schwedinnen; der 9. Titel für den Goliath des internationalen Frauen-Unihockeys war perfekt.

13:30 – Finnland 5:4 n.V. Tschechische Republik (kleines Finale)

Finnland behielt gegen ein stark aufspielendes tschechisches Team die Nerven und holt sich dank eines unglaublichen Treffers durch Veera Kauppi doch noch eine Medaille.

Beiden Teams konnte man zu Beginn der Partie noch den Schock und die Enttäuschung nach den bitteren Halbfinalniederlagen noch anmerken. Erst Oona Kauppi konnte das Spiel so richtig lancieren. Der spätere MVP des Turniers sorgte mit einem eindrücklichen Schuss aus der Distanz für die erstmalige Führung der Finninnen. Die Tschechinnen mussten sich von diesem Schlag erst einmal erholen. Und Sascha Rhyners Team fand eine Antwort – und was für eine. Eliska Krupnova, Denisa Ratajova und Natalie Martinakova drehten in der Folge die Partie. Die Tschechinnen führten nun mit 3:1. Nur noch 20 Minuten fehlten der Tschechischen Republik bis zur ersten Medaille seit 2011.

Doch die irgendwie schien das Pech die Tschechinnen wieder einzuholen. Die Finninnen drückten immer mehr auf das Tor von Christianova. Sascha Rhyners Spielerinnen wirkten immer nervöser. Das unglaubliche Comeback, das die Weltnummer 4 am Vortag im Halbfinale erleiden musste, schien im Hinterkopf aller zu sein. Und das Unglück der Tschechinnen sollte auch einen Namen haben: Kauppi. Denn Oona Kauppi und Veera Kauppi glichen die Partie mit zwei wunderschönen Treffern wieder aus. Und da die 16-jährige Newcomerin Suvi Hamalainen auch noch für die Finninnen einschob, stand es plötzlich 4:3 für die Finninnen. Die Tschechinnen standen mit dem Rücken zur Wand. Mit der letzten Verzweiflung konnte Sascha Rhyners Team die Partie Vendula Berankova noch in der letzten Minute ausgleichen. Die Tschechinnen gingen zum zweiten Mal in Folge in eine Overtime.

Und dort wartete der Kauppi-Fluch auf die Weltnummer 4. Denn nach nur gerade 133 Sekunden hämmerte Veera Kauppi den Ball ins Lattenkreuz. Währenddem die Finninnen ihre durchzogene WM-Kampagne mit der Bronzemedaille krönen konnten, blieb den Tschechinnen nur die Enttäuschung. Zweimal hintereinander wurde Sascha Rhyners Team erst in der Overtime geschlagen – und verpasste so äusserst knapp eine Medaille.

10:30 Poland 8:4 Slowakei (5. Platz)

Die Polinnen feierten am Super Sunday mit ihrem 8:4-Sieg über die Slowakei das beste WM-Resultat der Geschichte.

Den Grundstein zum grössten Erfolg in der Geschichte des polnischen Unihockeys legte Zuzanna Krzywak bereits nach 108 Sekunden. Es entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch zwischen den beiden Teams: Die Slowakinnen zogen zuerst 3:1 davon, doch die Polinnen kamen dank Justyna Krzywak und Dominika Buczek wieder zurück in die Partie.

Die Polinnen schienen nun entfesselt. Mit dem Ziel vor Augen die beste Klassierung in der Geschichte Polens zu holen, sicherten Zuzanna Krzywak und Agnieszka Timek-Dziadkowiec eine 6:3-Führung. Die Slowakinnen gingen nun noch einmal aufs Ganze und schickten eine sechste Spielerin aufs Feld. Doch es half alles nichts. Statt drei Treffer zu erzielen, mussten die Gastgeberinnen der letzten Weltmeisterschaft noch zwei Gegentore hinnehmen.

So holten sich die Polinnen einen deutlichen 8:4-Sieg und feierten die beste WM-Klassierung in der Geschichte des Landes.

La Riveraine:

10:00 Lettland 3:4 Deutschland (7. Platz)

Eine Überraschung gelang dem deutschen Team. Das Team von Trainer Simon Brechbühler kämpfte sich nach einem 0:2-Rückstand zurück in die Partie und sicherten sich den 7. Rang, das zweitbeste WM-Resultat in der Geschichte von Floorball Germany.

Inga Ametere und Laura Gaugere waren es, die die Partie so richtig für die Lettinnen lancierten. Die Deutschen liessen sich aber von diesem 0:2-Rückstand nicht beirren; Hoffnungsträgerin Anna Lena Best verkürzte nur kurz darauf im Powerplay auf 1:2.

Nach der ersten Pause fanden die Deutschen dann richtig ins Spiel. Paulina Baumgarten reüssierte gleich zweimal vor dem lettischen Tor – einmal sogar im Boxplay. Doch es kam noch besser für die Deutschen, denn Ina Jensen erhöhte sogar auf 4:2. Die Lettinnen vermochten zwar noch vor der zweiten Pause den Rückstand auf 4:3, doch in den folgenden zwanzig Minuten fiel trotz lettischer Daueroffensive kein Treffer mehr; Torhüterin Nancy Gatzsch war einfach zu stark.

Somit konnten die Deutschen ihre WM-Kampagne mit einem Sieg und dem 7. Rang, dem zweitbesten Resultat in der Geschichte des deutschen Unihockeys, krönen.

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